Kurz vor Mitternacht wurden wir von einem ohrenbetäubenden Lärm aus dem Schlaf gerissen. Das ganze Schiff schaukelte und man hörte das kreischen von Stahl auf Stahl.
Schnell in die Kleider geschlüpft und an Deck gestürmt. Ich traute meinen Augen nicht, ein Colin Archer mit einem 8 Meter langen Bugspriet hat sich in unserem Geräteträger mit den Solarpanelen verhakt und diesen nach hinten und ca. 80 cm seitlich weggedrückt. Trotz der sehr starken Konstruktion mit 48mm Chromstahlrohren war eine dermassen grosse Deformation möglich. Der Colin Archer wiegt 33 Tonnen, also 10 Tonnen mehr als wir.
Nachdem wir die Decksbeleuchtung eingeschaltet hatten, war das ganze Ausmass der Beschädigungen ersichtlich. Die Füsse des Bügels wurden aus der neu erstellten Fussleiste herausgerissen, gleichzeitig wurde die Fussleiste an vielen Orten gespalten. Ganz ärgerlich war, dass die Fussleiste beim Erneueren des Decks auch ersetzt wurde und eigentlich ganze 3 Tage alt war.
Da wir Ausländer sind haben wir die örtliche Polizei auf den Platz bestellt. Inzwischen war auch der norwegische Skipper Björre zu uns gekommen. Die Polizei machte gleich bei ihm einem Alkoholtest, welcher aber mit 0.0 negativ resultierte. Positiv war, dass die Norweger alle gut versichert sind. Nach 2 Stunden Unfallaufnahme verabredeten wir uns auf den nächsten Mittag um die weiteren Punkte mit den Versicherungen zu besprechen. An einen Schlaf war nach dieser Aufregung natürlich nicht mehr zu denken. Die Gedanken kreisten um wie weiter, was wo reparieren lassen, welcher Zeitaufwand ist nötig, was ist mit meinen weiteren Törns usw. Gut, dass wir Beide unversehrt waren und das Schiff nicht am Rumpf beschädigt worden war.